Ernährung bei Prolia/Denosumab - Das sollten Sie für eine effektive Therapie beachten.

Das Medikament Denosumab, Handelsname Prolia, wird häufig in der Behandlung von Osteoporose eingesetzt. In diesem Artikel erfahren Sie wie der moderne Wirkstoff den Knochenschwund behandeln kann, wie effektiv die Therapie ist und was Neben- und Wechselwirkungen sind. Zudem wird auf die Ernährung und deren Rolle in der Effizienz und Vermeidung von Nebenwirkungen eingegangen.

Ein Artikel von:
Samuel Kochenburger
Ernährungsmediziner und -wissenschaftler

Denosumab (Prolia) bei Osteoporose

Denosumab (Prolia) sind humane monoklonale Antikörper, die seit 2012 in der EU zugelassen und bei Osteoporose eingesetzt werden. Das Medikament wird bei postmenopausaler Osteoporose und Männern mit erhöhtem Risiko für Knochenbrüche, sowie Hormontherapie bei Prostatakrebs verwendet. Durch die Hemmung von Osteoklasten vermindert Prolia die Knochenresorption und kann somit zur Behandlung von Knochenschwund eingesetzt werden. Es zählt zusammen mit den Bisphosphonaten zu den antiresorptiven Wirkstoffen der Osteoporose-Therapie.

Mechanismus von Prolia

Antikörper zeichnen sich durch ein sehr effizientes Binden an ihre Zielstruktur aus. Während unser Immunsystem passgenaue Antikörper herstellen kann, um damit Bakterien und andere sogenannte Antigene zu erkennen und auszulöschen, können Antikörper heutzutage künstlich im Labor hergestellt werden. Die Zielstrukturen dieser synthetischen Antikörper können unterschiedlich sein und somit viele verschiedene Funktionen aufweisen. Beispielsweise beruhen Corona-Schnelltests, aber auch Schwangerschaftstest und hunderte weitere diagnostische Verfahren auf der Bindung von künstlich-hergestellten Antikörper mit deren Zielstrukturen.

Knochenauf- und abbau steht in der Regel in einem ausgeglichenen Verhältnis. Bei Osteoporose ist dieses Verhältnis zu Gunsten des Knochenabbaus verschoben. Dieser wird durch knochenabbauende Osteoklasten vermittelt, während Osteoblasten neues Knochengewebe aufbauen. Die Regulation der Aktivität von Osteoklasten und -blasten ist hochkomplex und viele Signalstoffe und Hormone, sowie Aktivatoren und Inhibitoren der beiden Zelltypen sind daran beteiligt.

Der so genannte „Receptor Activator of Nuclear Factor Kappa B Ligand“ (RANKL) wird von Osteoblasten gebildet und führt anschließend zur Ausreifung von Osteoklasten. Ausgereifte Osteoklasten resorbieren anschließend Knochengewebe und bauen somit den Knochen ab. Dieser Prozess ist bei Gesunden völlig normal und nicht pathologisch, denn er verhindert krankhaftes Knochenwachstum und ermöglicht, dass sich Knochengewebe regelmäßig erneuert. Allerdings leiden Osteoporose-Patienten an verstärktem Knochenabbau und erhöhter Bildung von RANKL. Genau bei diesem Prozess wird Prolia aktiv.

Der Antikörper Denosumab bindet zielgerichtet an RANKL, hemmt somit dessen Wirkung und kann somit die Osteoklasten-steigernde Wirkung von RANKL verhindert. Dadurch hemmt das Medikament die Reifung und Funktion von knochenabbauenden Osteoklasten.

Wichtig: Denosumab wird nicht in den Knochen eingearbeitet, sondern wirkt auf dessen Oberfläche. Dadurch sind die Effekte von Denosumab reversibel.

Wirkmechanismus von Prolia Denosumab

Der Grafik (Yee, 2012) kann der vereinfachte Wirkmechanismus von Denosumab, aber auch Bisphosphonaten entnommen werden:

  • Normalerweise sezernieren Osteoblasten RANKL, welcher anschließend auf Osteoklasten an dessen Rezeptor RANK bindet und zur Ausreifung von Osteoklasten führt.
  • Denosumab bindet an RANKL und verhindert dessen Bindung an RANK und damit der Ausreifung und Aktivierung von knochenabbauenden Osteoklasten.
  • Im Gegensatz zu Denosumab werden Bisphosphonate in die Knochenstruktur eingearbeitet und verhindern dort den Knochenabbau. Die Wirkmechanismen der beiden Medikamente sind somit grundlegend verschieden.

Effektivität von Prolia

Postmenopausale Osteoporose

Studien konnten zeigen, dass Denosumab das relative Risiko von Frakturen bei postmenopausaler Osteoporose reduzieren kann:

Wichtig: Aktuell gehen Wissenschaftler davon aus, dass Denosumab gleich-effektiv bis effektiver als Bisphosphonate ist. (Deeks, 2018; Chandran, 2019) Die erhöhte Knochendichte und deren Vorteile bezüglich einer Risikoreduktion von Knochenbrüchen können auch 10 Jahre nach Therapieende beobachtet werden.

Neben der Erhöhung der Knochendichte und damit verbundenem geringeren Risiko für Knochenbrüche, kann die Therapie mit Denosumab die Lebensqualität von Osteoporose-Patienten verbessern. (Hayashi, 2019)

Hormontherapie bei Prostatakrebs

Studien konnten zeigen, dass Denosumab bei gleichzeitiger Hormontherapie bei Prostatakrebs angewendet werden kann:

  • Die Knochendichte konnte dabei um 5,6% im Vergleich zu 1% in der Placebo-Gruppe gesteigert werden. (Smith, 2011)
  • Relative Risikoreduktion einer vertebralen Fraktur um 62%. (Smith, 2011)
  • Weil in der Krebstherapie höhere Dosen verwendet werden, treten Nebenwirkungen hier häufiger auf.

Aktuell: Zudem konnten aktuelle Studien zeigen, dass sich Denosumab auch bei der Behandlung Glukokortikoid-induzierter Osteoporose (Yamaguchi, 2020) und begleitend zur Hormontherapie bei Brustkrebs (Gül, 2016) eignet.

Verabreichung von Prolia

Prolia wird bei Osteoporose-Patienten subcutan, in einer Dosis von 60 mg, halbjährlich verabreicht. Höhere Dosierungen in kürzeren Intervallen werden bei Tumorerkrankungen und Metastasen verabreicht.

Nebenwirkungen von Prolia

Durch die Einnahme von Prolia kann es zu unterschiedlichen Nebenwirkungen kommen, wobei das Risiko für Nebenwirkungen denen von Bisphosphonaten ähnelt (Diker-Cohen, 2020):

  • Gastrointestinale Nebenwirkungen
  • Infekte der Harn- und Atemwege
  • Grauer Star
  • Gelenks- oder Rückenschmerzen
  • Atypische Femurfrakturen (<1%) (Fontalis, 2018)
  • Kiefernekrosen (<0,05%) (Boquete-Castro, 2016)

Infekte der Harn- und Atemwege verlaufen in aller Regel harmlos und können einfach medikamentös behandelt werden. Auch Gastrointestinale Nebenwirkungen, Grauer Star und Schmerzen des Bewegungsapparats sind häufig nicht ernst. Dahingegen sind Atypische Femurfrakturen und Kiefernekrosen deutlich weitreichender. Es sollte allerdings bedacht werden, dass Atypische Femurfrakturen eine Folge der Osteoporose-Erkrankung sein können und das Risiko durch die Medikation vermutlich nicht erhöht wird. Es konnte nämlich kein kausaler Zusammenhang zwischen Prolia und Atypischen Femurfrakturen festgestellt werden.

Kiefernekrosen dahingegen sind allerdings typische Nebenwirkungen einer antiresorptiven Therapie mit Bisphosphonaten oder Denosumab. Obwohl sie sehr selten auftreten, sollten regelmäßig Zähne und Kiefer überprüft werden. (Hildebrand, 2020) Informieren Sie Ihren Zahnarzt und Kieferchirurgen unbedingt über die Medikation, denn Kiefernekrosen treten häufig bei dentalen Eingriffen auf und können deshalb in Absprache mit dem Arzt weitestgehend vermieden werden.

Wichtig: Es ist statistisch schwierig sehr seltene Nebenwirkungen von Medikamenten von natürlich auftretenden Knochenbrüchen und Erkrankungen zu unterscheiden. Allgemein gilt die Therapie mit Denosumab als sicher und effektiv.

Kontraindikationen

Unter gewissen Umständen ist Prolia kontraindiziert und darf nicht verwendet werden. Hierzu zählen:

  • Bekannte Denosumab-Hypersensitivität
  • Hypocalcämie
  • Schwangerschaft

Wechselwirkungen

Die Medikation mit Prolia kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten führen:

  • Denosumab in Kombination mit Prednison kann das Risiko für Infektionen erhöhen.
  • Denosumab in Kombination mit Immunsuppressiva kann das Risiko für Infektionen erhöhen.

Ernährung bei Prolia-Therapie

Obwohl Denosumab effektiv den Knochen vor weiterem Abbau schützen kann, sollten ernährungsmedizinischen Maßnahmen ergriffen werden, um die Effektivität der Therapie zu verbessern und Nebenwirkungen zu verhindern.

Vitamin D und Prolia

Verglichen mit der alleinigen Therapie mit Denosumab ist die Kombination mit Vitamin D effektiver in der Behandlung von Osteoporose. Dies konnte bereits mit niedrigen Dosen von 400 IE. täglich beobachtet werden. (Suzuki, 2019; Suzuki, 2018) Zudem kann Vitamin D das Risiko einer Hypocalcämie reduzieren.

Neben der Supplementation mit Vitamin D könnte bereits aktiviertes Vitamin D in Kombination mit Denosumab hilfreich sein. Zur Erinnerung: Vitamin D wird in zwei enzymatischen Schritten, durch die Leber und  Niere aktiviert. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz, oder auch verstärkter Hemmung dieser Enzyme bietet sich die bereits aktivierte Form des Vitamin D´s, dem Calcitriol (Decostriol, Osteotriol, Renatriol etc.) an.

Untersuchungen mit einem synthetischen Vitamin D-Abkömmling, dem sogenannten Alfacalcidiol (Bondiol, Doss etc.), konnten zeigen, dass diese Form des Vitamin D´s im Kombination mit Denosumab ebenfalls sehr wirksam ist, da nur die Aktivierung in der Leber benötigt wird.

Zusammengefasst sollten Calcitriol und Alfacalcidiol anstelle von herkömmlichen Vitamin D-Präparaten verwendet werden, wenn die Aktivierung des fettlöslichen Vitamin´s durch unzureichende Nierenleistung vermindert ist. (Ebina, 2017) Die Verwendung aktivierter Vitamin D-Formen ist sicher. (Saito, 2019)

Calcium und Prolia

Hypocalcämie ist eine der häufigsten Nebenwirkungen von Denosumab mit einer Rate von <2%. (Tsvetov, 2020)  Die Gründe hierfür sind vermutlich die starke antiresorptive Wirkung des Medikaments. Calcium in der Form von Nahrungsergänzungsmittel, in einer Dosis von 200-400 mg können verwendet werden um eine Hypocalcämie zu behandeln oder vorzubeugen. (Goyal, 2020; Tinawi, 2012)

Alternative Wirkstoffe und Medikamente

Neben Denosumab gibt es eine große Bandbreite weiterer Wirkstoffe. Hierzu zählen vor allem der monoklonale Antikörper „Romosozumab“, Bisphosphonate wie beispielsweise „Zoledronat“ und das Parathormon-Fragment „Teriparatid“:

  • Zoledronat (Aclasta)
  • Alendronat (Fosamax oder Tevanate)
  • Romosozumab (Evenity)
  • Lasofoxifen (Fablyn)
  • Raloxifen (Evista)
  • Bazedoxifene (Conbriza)
  • Teriparatid (Forsteo)
  • Abaloparatide (Tymlos)
  • Calcitonin (Calcitonin STADA)
  • Tibolon (Liviella)

Richtlinien

Bei der medikamentösen Behandlung der Osteoporose gibt es grobe Richtlinien, welche den Ablauf und Einsatz der unterschiedlichen Medikamente betrifft:

  • Optimale therapeutische Effizienz der Osteoporose-Behandlung wird durch ein anaboles Medikament (Teriparatid, Abaloparatid oder Romosozumab) gefolgt von einer antiresorptiven Medikation (Bisphosphonate oder Denosumab etc.) erreicht. (Lewiecki, 2018)
  • Der Wechsel von Denosumab auf Teriparatid wird nicht empfohlen.
  • Nach der Medikation mit Denosumab können Bisphosphonate verwendet werden.
  • Die Behandlung mit Denosumab sollte nicht unterbrochen werden.
  • Vor der Medikation mit Denosumab sollten Zähne und Kiefer untersucht werden.

Fazit

Die medikamentöse Therapie der Osteoporose mit Denosumab hemmt den Abbau von Knochensubstanz. In ihrer Effektivität ist Sie der klassischen Therapie mit Bisphosphonaten vermutlich leicht überlegen und kann durch ernährungsmedizinische Maßnahmen verbessert werden. Nebenwirkungen treten selten auf und können durch den Einsatz von Vitamin D und Calcium weiter reduziert werden.

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