Ernährung bei der Medikation mit Bisphosphonaten - Nebenwirkungen reduzieren - Effektivität steigern!

Bisphosphonate sind häufig verwendete Medikamente im Kampf gegen Osteoporose. Sie verhindern den Abbau von Knochen, indem Sie knochenabbauende Osteoklasten hemmen. Zwar ist die Medikation sehr effektiv, jedoch sind Nebenwirkungen, teils sehr starke Nebenwirkungen möglich. In diesem Artikel erfahren Sie wie Bisphosphonate wirken, welche Medikamente es gibt, welche Nebenwirkungen in welcher Häufigkeit auftreten und vor allem welche Rolle die Ernährung bei der Medikation mit Bisphosphonaten spielt.

Bisphosphonate bei Osteoporose

Bisphosphonate sind eine Medikamentengruppe die seit 1990 eingesetzt wird, um Osteoporose zu behandeln. Sie verhindern die Resorption, also den Abbau von Knochensubstanz. Neben der Osteoporose werden Bisphosphonate bei Hypercalcämie, Morbus Paget und Metastasen der Knochen verwendet. Durch den jahrelangen Einsatz ist die Effektivität, aber auch Nebenwirkungen von Bisphosphonate mittlerweile ausreichend erforscht.

Mechanismen von Bisphosphonaten

Es gibt zwei große Gruppen an Bisphosphonaten. Dazu zählen nitrogenhaltige Bisphosphonate und Nicht-nitrogenhaltige Bisphosphonate.

Nitrogenhaltige Bisphosphonate

Es gibt zwei große Gruppen an Bisphosphonaten. Dazu zählen nitrogenhaltige Bisphosphonate und Nicht-nitrogenhaltige Bisphosphonate.

Zu den nitrogenhaltigen Bisphosphonaten zählen:

  • Zoledronat (Aclasta)
  • Pamidronat (Aredia)
  • Ibandronat (Bonviva)
  • Alendronat (Fosamax oder Tevanate)
  • Risedronat (Actonel)

Nitrogenhaltige Bisphosphonate inhibieren ein Enzym, die sogenannte Farnesyl-Pyrophosphatase-Synthase. Dieses Enzym benötigen knochenabbauende Osteoklasten, um an den Knochen zu binden. Durch diese Hemmung können Osteoklasten nicht an den Knochen andocken und den Knochen somit nicht resorbieren.

Nicht-nitrogenhaltige Bisphosphonate

Zu den Nicht-nitrogenhaltigen Bisphosphonaten zählen:

  • Tiludronat (Skelid)
  • Clodronat (Ostac oder Bonefos)
  • Etidronat (Didronel)

Diese Wirkstoffe werden von Osteoklasten aufgenommen, in der Zelle verstoffwechselt und führen dadurch zum Zelltod dieser Zellen. Dadurch wird der Knochenabbau stark gebremst.

Effektivität von Bisphosphonaten

Bisphosphonate sind durch ihre Wirkung auf knochenabbauende Osteoklasten sehr effektiv in der Behandlung der Osteoporose. Durch die Reduktion bzw. Verhinderung des Knochenabbaus, können diese Substanzen das Risiko für Knochenbrüche reduzieren:

  • Alendronat kann das Risiko einer vertebralen, also die Wirbelsäule betreffender Frakturen um 50% reduzieren. Frakturen anderer Knochen werden um 30% reduziert.
  • Risedronat reduziert das allgemeine Frakturrisiko um 40%.
  • Zoledronat: Das Wirbelsäulenfrakturrisiko kann um ganze 70% reduziert werden. Das Risiko für Nicht-vertebrale Frakturen kann der Wirkstoff um 35% reduzierten.
  • Ibandronat reduziert das Risiko vertebraler Frakturen um 50%.

Wichtig: Studien könnten zeigen, dass Bisphosphonate die Lebensqualität, ein wichtiger Parameter der Effektivität von Medikamenten, verbessern kann. (Hagino, 2019)

Verabreichung von Bisphosphonaten

Alendronat, Risedronat und Ibandronat werden oral und meist wöchentlich oder monatlich angewendet. Zoledronat und Pamidronat werden intravenös verabreicht. Dies kann hilfreich sein, wenn die orale Applikation mit Komplikationen verbunden ist oder kontraindiziert ist.

Nebenwirkungen von Bisphosponaten

Bisphosphonate werden in der Regel gut toleriert. Nebenwirkungen sind meist nicht ernst. Allerdings gibt es sehr selten auftretende starke Nebenwirkungen.

Gastrointestinale Nebenwirkungen

Orale-verabreicht Bisphosphonate können zu Schädigungen der Speiseröhre und des Magens führen. Die Einnahme von Aspirin, Ibuprofen oder Diclofenac kann das Risiko gastrointestinale Nebenwirkungen weiter erhöhen. Es wird empfohlen nach der Einnahme oraler Bisphosphonate mindestens 30 Minuten aufrecht zu stehen.

Infusionsreaktionen

Nach der intravenösen Applikation von Bisphosphonaten kann es in seltenen Fällen zu sogenannten „Akute Phase Reaktionen“ kommen. Diese werden durch grippeähnliche Symptome begleitet. In der Regel sind diese Nebenwirkungen nicht weiter tragisch.

Hypocalcämie

Hypocalcämie beschreibt einen niedrigen Calcium-Spiegel im Blutplasma und ist sehr häufig. Circa 18% der Patienten sind davon betroffen, wobei die intravenös Gabe, Calciummängel, Hypoparathyroidismus und Vitamin D-Mängel das Risiko erhöhen. An sich sind diese Nebenwirkung nicht weiter schlimm, sollte aber im Optimalfall behandelt werden um den Knochen ausreichend Calcium zur Verfügung zu stellen.

Gelenk- und Muskelschmerzen

In seltenen Fällen treten Gelenks- und Muskelschmerzen auf. Die Inzidenz liegt bei ca. 5%. Die Schmerzen sind in den meisten Fällen leicht. Teilweise wird aber auch von starken Schmerzen berichtet. Nicht immer verschwindet der Schmerz nach der Bisphosphonat-Therapie.

Augengesundheit

In weniger als 1% der Fälle treten Nebenwirkungen der Augen auf. Hierzu zählen Entzündungen der Augenhaut, Bindehautentzündung oder Skleretitis.

Atypische Femurfrakturen

Durch die Bisphosphonat-Therapie wird der Knochenstoffwechsel beeinflusst. Während normalerweise Knochengewebe auf- und abgebaut wird, kommt es zu einem kompletten Stopp des Knochenabbaus. Bei Osteoporose-Patienten ist dies gewollt, aber kann zu Veränderungen der Knochenstruktur führen und der Knochenqualität schaden. Atypische Oberschenkelbrüche treten meist mehrere Jahre nach der Medikation auf. Die Inzidenzrate liegt bei einer Medikationsdauer von unter 2 Jahren bei 1,8 pro 100.000 Personenjahre, also 1,8 Fälle pro Jahr pro 100.00 Personen. (Laarschot, 2019) Das Risiko eine Atypische Femurfraktur zu erleiden ist somit sehr gering. Werden Bisphosphonate allerdings über einen längeren Zeitraum, in diesem Fall über 8 Jahre verwendet, steigt die Inzidenzrate auf 113 Fälle pro Jahr pro 100.000 Personen.

Kiefernekrosen

Kiefernekrosen gehören zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen der Bisphosphonaten und sind sehr selten. Die Inzidenz liegt bei 0,001%. Risikofaktoren sind hohe Dosen, dauerhafte Anwendung, intravenös Therapie, Nierenerkrankungen und Zahnimplantate. Bei geplanten invasiven Zahnoperationen sollten Bisphosphonate deshalb für einige Monate abgesetzt werden. Kiefernekrosen treten in der Regel bei geplanten dentalen Eingriffen vor. Ein Nebenwirkung die Sie vermeiden können, wenn Sie ihren Arzt über die Medikation mit Bisphosphonaten informieren.

Kontraindikationen

Unter gewissen Umständen sind Bisphosphonate kontraindiziert und dürfen nicht verwendet werden. Hierzu zählen:

  • Bekannte Bisphosphonat-Hypersensitivität
  • Bekannte Kiefernekrose
  • Bekannte Atypische Fraktur
  • Hypocalcämie
  • Chronische Nierenerkrankungen mit reduzierter glomulären Filtrationsrate

Für orale Bisphosphosphonate:

  • Erkrankungen der Speiseröhre wie Strikturen, Achalasie oder Barrett-Ösophagus
  • Patienten mit bariatrischen Operationen
  • Patienten die nicht für 30 Minuten aufrecht stehen können

Wechselwirkungen

Bisphosphonate, aber auch andere Medikamente gegen Osteoporose können Wechselwirkungen verursachen (Rizzoli, 2011):

  • Bisphosphonate und calciumhaltige Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel sollten zeitlich versetzt eingenommen werden.
  • Protonen-Pumpen-Hemmer können alleine, oder in Kombination mit Bisphosphonaten das Risiko für Frakturen erhöhen. (Vries, 2009)
  • Orale Bisphosphonate können in Kombination mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAID´s) wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen zu Reizungen und Schädigungen der Magenschleimhaut führen.
  • Zoledronat in Kombination mit Bevacizumab erhöht das Risiko einer Kiefernekrose.
  • Bisphosphonate sollte nicht zeitgleich mit Multivitaminpräparaten und Nahrung eingenommen werden, denn dadurch reduziert sich die Menge des aufgenommenen Wirkstoffs.
  • Alendronat, Tiludronat und Risedronat sollte nicht im Kombination mit Deferasirox oder Etelcalcetid verwendet werden.
  • Der Einsatz potentiell-Nierenschädigender Medikamenten wie beispielsweise ACE-Inhibitoren oder NSAID´s können in Kombination mit Bisphosphonaten der Niere weiter schaden.
  • Diuretika, sowie antivirale und antibiotische Wirkstoffe können zusammen mit Bisphosphonaten die Niere belasten.
  • Die Absorption von Raloxifen wird durch den Cholesterinsenker „Colestyramin“ (Lipocol, Vasoson, Quantalan) und Levothyroxin reduziert.

Ernährung bei Bisphosphonaten

Obwohl Bisphosphonate effektiv den Knochen vor weiterem Abbau schützen können, sollten ernährungsmedizinischen Maßnahmen ergriffen werden um die Effektivität der Therapie zu verbessern und Nebenwirkungen zu verhindern. Studien könnten bereits zeigen, dass Ernährungsinterventionen die Effektivität der pharmakologischen Therapie der Osteoporose weiter verbessern können. (Flodin, 2014)

Vitamin D und Bisphosphonate

Das fettlösliches Vitamin D hat eine große Bedeutung in der Therapie der Osteoporose. Es beeinflusst den Knochen- und Calciumstoffwechsel und die Vitamin D-Versorgung sollte bei Patienten deshalb fokussiert werden. Viele Patienten, welche mit Bisphosphonaten behandelt werden, haben keinen ausreichenden Vitamin D-Spiegel. Dadurch ist bei ca. 20-35% der Patienten die Medikation mit Bisphosphonaten nur bedingt effektiv.

Hingegen könnte gezeigt werden, dass die Supplementation mit Vitamin D sicher ist und die Effektivität von Bisphosphonaten unterstützen und verbessern kann. Dies wird dadurch erklärt, dass Vitamin D die Bildung von Osteopontin und Osteocalcin steigert, welche an der Mineralisation des Knochens beteiligt sind. Zudem verringert Vitamin D das Auftreten von Bisphosphonat-assoziierten Nebenwirkungen wie beispielsweise Hypocalcämie.

Interessant: Vitamin D in Kombination mit Bisphosphonaten ist geeignet, um Frauen zu behandeln die durch eine Therapie mit Aromatasehemmern nach Brustkrebs an Osteoporose erkrankt sind. (Tanaka, 2018)

Vitamin K und Bisphosphonate

Ein weiterer wichtiger Baustein der ernährungsmedizinischen Therapie der Osteoporose ist Vitamin K. Das Vitamin übernimmt viele verschiedene Funktionen, wobei vor allem die Aktivierung des bereits erwähnten Osteocalcin hervorzuheben ist. Das Peptidhormon ist am Transport von Calcium in die Knochen beteiligt. Eine sehr wichtige Funktion für den Aufbau neuer Knochenstruktur.

Studien könnten zeigen, dass 80% der Osteoporose-Patienten, welche Bisphosphonate verabreicht bekommen an einem Vitamin K-Mangel leiden. (Iwamoto, 2014) Nicht verwunderlich ist deshalb die Beobachtung, dass Vitamin K in Kombination mit Bisphosphonaten effektiver ist, als die alleinige medikamentöse Therapie. (Iwamoto, 2003; Iwasaki, 2003)

Calcium und Bisphosphonate

Es ist hinreichend belegt, dass eine ausreichende Calcium-Versorgung bei Osteoporose-Patienten wichtig ist. Als Baustein von Knochen wird das Mineral benötigt um neue Knochenstruktur aufbauen zu können. Dies ist wichtig, auch wenn durch Bisphosphonate zwar der Abbau verhindert wird, dadurch aber kein Aufbau neuer Knochensubstanz garantiert werden kann. Täglich werden 1200 bis 1500 mg Calcium benötigt. Studien könnten zeigen, dass Bisphosphonate in Kombination mit Calcium wirkungsvoller sind, als ohne Calcium. (Boonen, 2006)

Wichtig: Da Bisphosphonate sehr effektiv an Calcium, auch Nahrungscalcium, binden, sollte zwischen der oralen Einnahme und calciumhaltigen Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmittel mindestens eine halbe Stunde gewartet werden. Bei Ibandronat sollte sogar eine Stunnde gewartet werden. Wird dies nicht beachtet, ist die Medikation wirkungslos.

Alternative Wirkstoffe und Medikamente

Neben Bisphosphonaten gibt es eine große Bandbreite weiterer Wirkstoffe. Hierzu zählen vor allem monoklonale Antikörper wie das häufig eingesetzte „Denosumab“ oder „Romosozumab“ und das Parathormon-Fragment „Teriparatid“:

  • Denosumab (Prolia)
  • Romosozumab (Evenity)
  • Lasofoxifen (Fablyn)
  • Raloxifen (Evista)
  • Bazedoxifene (Conbriza)
  • Teriparatid (Forsteo)
  • Abaloparatide (Tymlos)
  • Calcitonin (Calcitonin STADA)
  • Tibolon (Liviella)

Richtlinien

Die verschiedenen Medikamente werden bei unterschiedlichen Bedingungen und Ausprägungen verwendet. Obwohl die Wahl des Medikaments durch viele Faktoren beeinflusst wird, gibt es grobe Richtlinien zur richtigen Auswahl. (Tu, 2018)

  • Bei Patienten ohne bisherige Knochenbrüche und niedrigem Risiko für Knochenbrüche werden Alendronat, Risedronat, Zoledronat oder Denosumab empfohlen (Ibandronat und Raloxifen als Alternative).
  • Bei erhöhtem Risiko für Knochenbrüche oder bereits erlittenen Knochenbrüche werden Denosumab, Teriparatid und Zoledronsäure verwendet (Alendronat und Risedronat als Alternative).
  • Teriparatid, Denosumab und Zoledronat eignen sich, wenn die orale Gabe nicht möglich ist.
  • Raloxifen oder Ibandronat werden bei der initialen Therapie mit hauptsächlich vertebraler Effizienz verwendet.
  • Nach der Medikation mit Teriparatid wird eine antiresorptive Therapie, z.B. mit Bisphosphonaten oder Denosumab empfohlen.

Fazit

Bisphosphonate können, wenn Sie denn richtig verwendet werden und auf eine ausreichende Versorgung mit knochenstärkenden Nährstoffen geachtet wird, den Knochen effektiv vor Abbau schützen und dadurch zeitgleich den Aufbau neuer Knochensubstanz ermöglichen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind harmlos, wobei in seltenen Fällen Kiefernekrose auftreten können. Die verschiedenen Wirkstoffe haben unterschiede Indikationen. Je nach persönlichen Gegebenheiten könnten alternative Medikamente bei Ihnen sinnvoll sein.

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